Wechseljahre ungeschönt: Was ich nie in Ratgebern lese
- S.T.
- 30. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Mal ehrlich, wenn ich noch einen weichgespülten Ratgeber lese à la „Du darfst dich jetzt liebevoll annehmen und spür doch mal rein“ – dann werf ich mein Teekännchen aus dem Fenster. Die Wechseljahre sind kein spirituelles Wohlfühlretreat. Sie sind ein biologisches Großreinemachen, das sich mitunter anfühlt wie ein täglicher Überfall auf Körper und Verstand.
Warum spricht niemand drüber, wie brutal Wechseljahres-Symptome einen wirklich erwischen können? Nein, nicht nur mal ein bisschen „Hitzewallung hier, bisschen schlecht schlafen da“. Ich rede von Tagen, an denen du dich fühlst, als hätte dir jemand heimlich deine Persönlichkeit geklaut und stattdessen eine launische, schmerzgebeutelte, müde Fremde in deinen Kopf gesetzt.
Stimmungsschwankungen wie aus dem Lehrbuch der Absurditäten
Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren. Ich habe diese Begriffe früher belächelt. Klingt so harmlos. Als würde man ein bisschen schneller die Fassung verlieren, wenn der Partner wieder den falschen Joghurt mitbringt. Die Realität?
Du heulst beim Anblick einer fallenden Kastanie, rastest zehn Minuten später aus, weil du deine Schlüssel verlegt hast und sitzt abends mit einer bleiernen Schwere auf dem Sofa, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Hormoncocktail deluxe.
Die Hormonschwankungen in den Wechseljahren sind wie ein betrunkener DJ auf einer Ü40-Party. Mal dreht er die Lautstärke der Emotionen voll auf, mal reißt er den Stecker. Planbar ist hier gar nix.
Mut zur Pause und Mittagsschlaf wird zur Pflicht
In einer Welt, in der Selbstoptimierung und Hustle-Mode noch immer das Maß der Dinge sind, braucht es Mut. Mut, zu sagen: „Weißt du was? Heute fühle ich mich nicht.“ Mut, sich mittags einfach ins Bett zu legen. Ja, Mittagsschlaf (in den Wechseljahren) - ich hab’s auch nicht für möglich gehalten. Diese halbe Stunde im Nirgendwo zwischen Wach und Schlafen ist oft das einzige, was einen wieder einigermaßen funktionstüchtig machen kann.
Und warum liest man darüber in keinem Ratgeber? Weil’s nicht instagramtauglich ist. „Hey Leute, heute statt Yoga-Routine ein gepflegtes Wegschlummern nach dem Mittagessen“ verkauft sich halt nicht. Aber genau das braucht’s. Nicht nur als Notlösung, sondern als Ritual der Selbstverteidigung gegen einen Körper, der plötzlich nach neuen Regeln spielt.
Ich weiß, nicht jede von uns kann sich mittags einfach aus dem Alltag stehlen. In der Pflege, im Schichtdienst oder als selbständige Friseurin (oder mit einem anderen selbständigen Job) bist du froh, wenn du fünf Minuten für ein Brötchen oder eine Zigarette abzwacken kannst. Und doch glaube ich: Es gibt immer einen Ort, an dem du kurz aus der Welt fallen kannst. Im Auto, auf der Toilette (hab' ich schon gemacht), im Pausenraum mit dem Kopf auf der Tischplatte. Fünf Minuten Stille. Augen zu. Ein paar tiefe Atemzüge, die nur dir gehören.
Wechseljahre sind kein Neuanfang - sie sind ein Kahlschlag
Dieses ganze Gerede von „die zweite Pubertät“ oder „die kraftvolle Zeit der Wandlung“ klingt hübsch in Ratgebern. In echt fühlt es sich an wie ein Komplettabriss. Deine Geduld? Weg. Dein Selbstbild? Bröckelt. Dein Energielevel? Ein schlechter Witz. Und weißt du was? Genau darin liegt die Chance.
Nicht im Schönreden, sondern im radikalen Anerkennen: Es ist wie es ist. Scheiße anstrengend. Und gleichzeitig die beste Gelegenheit, dich dem zu widersetzen, was die Gesellschaft dir einreden will: Dass du gefälligst weiterhin liefern, strahlen und funktionieren sollst.
Mein Fazit: Ehrlichkeit statt Esoterik
Die Wechseljahre sind kein spirituelles Upgrade. Sie sind eine biologische Zäsur. Und der einzige Weg, da halbwegs würdevoll durchzukommen, ist: laut sein, ehrlich sein, Grenzen ziehen, fluchen und ja - auch mal alles hinschmeißen und einen Mittagsschlaf machen.
Wenn du wissen willst, wie du mentale Selbstverteidigung betreibst, ohne dich in Räucherstäbchen und Chakren zu verlieren, dann schau dir meine Angebote für mentale Selbstverteidigung für Wechseljahres-Rebellinnen an. Da gibt’s klare Worte, ungeschönte Impulse und Taktiken, die wirklich was bringen:
Oder schreib mir in die Kommentare, ob du Team „Mittagsschlaf“ oder Team „Augen-zu-und-durch“ bist. Ich bin gespannt. (Ich muss zugeben, ich bin immer noch letzteres)




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